mundialis hat eine neue Expertin für Radarfernerkundung

©Jo Hempel

Dr. Hajar Benelcadi verstärkt das Team von mundialis. Die Datenanalystin und Expertin für Radarfernerkundung arbeitet für das Bonner Unternehmen neben anderen Themen vor allem im WANDEL-Projekt des Bundes mit zur Frage, inwieweit Wasserknappheit die Energiewende beschleunigt.

Die Verfügbarkeit von Wasser und Energie ist für die nachhaltige Entwicklung global von zentraler Bedeutung. Die Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen benötigt vermeintlich weniger Wasser als die aus fossilen Rohstoffen. Gleichzeitig stehen die globalen Trinkwasserreserven unter massivem Druck. Welche Auswirkung hat also die Verfügbarkeit von Wasser auf die Energiewende, wenn konventionelle Energiesysteme (KES) durch erneuerbare Energiesysteme (EES) abgelöst werden sollen?

Mit derlei spannenden Fragen beschäftigt sich Hajar Benelcadi. Seit August verstärkt sie die mundialis GmbH & Co. KG in Bonn, Partner im WANDEL-PROJEKT des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Die 29-Jährige bringt umfangreiche Erfahrung in der Radar-Analyse und optischen Bildverarbeitung aus den Bereichen Waldmonitoring, Agrarwirtschaft und Landnutzung mit. Ihr Studium des Geoinformationswesens begann Benelcadi in ihrem Heimatland Marokko. 2010 wechselte sie nach Frankreich und promovierte 2014 über Radarfernerkundung.

Doktorarbeit über Regenwald-Monitoring

In ihrer Doktorarbeit befasste sich die Wissenschaftlerin mit den Veränderungen des Regenwaldes in verschiedenen Teilen der Erde: Sie erfasste und analysierte Regenwald-Daten in Asien (Kambodscha), Afrika (Kamerun) und Südamerika (Brasilien, Peru, Amazonasbecken).

So entstand ein Monitoring des Regenwaldes (Deforestation and Forest degradation), das wichtige Daten lieferte: zu den Auswirkungen der Abholzung auf den Klimawandel und den globalen CO2-Haushalt ebenso wie zur Bedeutung von Maßnahmen der Wiederaufforstung. Anschließend sammelte Benelcadi Erfahrungen bei zwei Unternehmen in Frankreich, ehe sie sich dem Team von mundialis anschloss.

Der individuelle Wasserfußabdruck

Ihr Fachwissen in der Datenanalyse – insbesondere im Bereich der Landerkundung – prädestiniert Benelcadi für das Verbundprojekt WANDEL im Rahmen der Fördermaßnahme „GRoW – Globale Ressource Wasser“. Im Mittelpunkt steht der individuelle Wasserfußabdruck: Wie viel Wasser aus welcher Region der Welt konsumiert ein Konsument oder Produzent direkt und indirekt über die Herstellung eines Produktes, einschließlich des Wasserbedarfs zur Energiebereitstellung und –nutzung.

Erstmals werden die Auswirkungen der Energieerzeugung damit nicht nur lokal bzw. regional, sondern in ihren Auswirkungen auf andere Regionen der Welt unter Berücksichtigung der Wasserverfügbarkeit untersucht. Die gewonnenen Daten sollen aufbereitet werden und auf einer Plattform der Öffentlichkeit für schnelle und fundierte Entscheidungen zur Verfügung stehen. Als Analystin sorgt Benelcadi für die Bereitstellung der Daten.

„Gerade im Bereich der Radarfernerkundung bringt Hajar Benelcadi eine breite Expertise ein, die wir mit unserer Erfahrung bei der automatisierten Datenverarbeitung verbinden wollen“, freut sich Dr. Markus Neteler, Partner und Geschäftsführer bei mundialis, über den Neuzugang.

Entwicklung lokaler und globaler Anwendungen

Als Senior Consultant Earth Oberservation entwickelt Hajar Benelcadi Projektideen, wie sich Fernerkundungstechnologien in konkrete Anwendungen überführen lassen. Dabei beschäftigt sie erneut der Regenwald. Anhand von Copernicus-Sentinel-Radardaten überprüft sie, ob sich zertifizierte Maßnahmen zum Erhalt des Regenwaldes tatsächlich nachhaltig auf das Ökosystem Regenwald auswirken.

Ein anderes Projekt nimmt die Veränderung von Siedlungsflächen in Deutschland in den Blick und untersucht das Problem der Nahverdichtung. Die Zielsetzung: Methoden zu entwickeln, um die Raumerkundung auf nationaler Ebene durchzuführen. Damit lassen sich wichtige Fragen der Stadtplanung beantworten: Wo sollte man Grünflächen freihalten, wo sind Siedlungsmaßnahmen erfolgversprechend?

In dieselbe Richtung zielt ein Geodesign-Projekt. Bürger sollen mitplanen, wie ihre Stadt im Jahr 2030 aussehen soll. Radarmessungen mit ihren hochauflösenden Daten liefern hierzu wichtige Informationen hinsichtlich urbaner Strukturen und ihrer Verbesserungspotenziale. Hajar Benelcadi entwickelt auf Basis der gewonnenen Daten aussagekräftige Applikationen.

Entsprechend lassen sich auch Veränderungen der Landschaft untersuchen: Radardaten ermöglichen zuverlässige Aussagen darüber, wie sich die Landschaft in Abhängigkeit von ihrer Nutzung verändert. Speziell betrifft dies z. B. den Monokultur-Anbau in der Landwirtschaft samt Einsatz von Pestiziden und die Auswirkungen auf die Bienenvölker.

Internationaler Aspekt ist eine Bereicherung

Eine Menge spannender Aufgaben warten also auf Hajar Benelcadi. Als wichtiges Rüstzeug für solche Projekte schätzt man bei mundialis den internationalen Aspekt, den die neue Projektleiterin einbringt. „Hajar kennt unterschiedliche Kulturkreise, denn sie hat dort gelebt und gearbeitet. Damit passt sie ideal zu mundialis als international orientiertem Unternehmen und zur Open-Source-Idee des Sharing Data“, so Neteler.

Auch Hajar Benelcadi fühlt sich schon nach kurzer Zeit sehr wohl an ihrer neuen Wirkungsstätte. Neben dem mundialis-Team hat es ihr vor allem Bonn angetan. „Ich freue mich auf Bonn. Eine kreative, internationale und kulturelle Stadt, die viel Abwechslung verspricht.“

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